Wer eine Aktie kaufen möchte, sollte diese vorneweg gründlichst analysieren. Welche Kennzahlen hierfür wichtig sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Die 4 K’s zur Bewertung von Aktien
Um ein grundsätzliches Gefühl für die Aktie zu bekommen, kann man sich mit den 4 K’s und den zugehörigen Formeln ein allgemeines Bild über die Aktie und dessen Kurs machen.
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
Das KGV ist sozusagen die Mutter aller Kennzahlen zur Aktienanalyse. Es sagt aus, nach wie vielen Jahren der Gewinn die Aktie „bezahlt“ hätte. Je geringer also dieser Wert ist, umso besser. Aber was sind denn nun allgemeine durchschnittliche Werte?
Ein niedriges KGV hat einen Wert von 10 oder niedriger. Alles zwischen 10 und 20 ist durchschnittlich und alles was darüber liegt ist hoch.
Durch verschiedene buchhalterische Tätigkeiten kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis allerdings beeinflusst werden. Beispielsweise, wenn für die Produktion eine neue Maschine gekauft wurde. Diese Ausgabe wird dann nämlich vom Gewinn abgezogen und erhöht somit das KGV. Deshalb sollte man sich nie allein auf das KGV verlassen.
KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis)
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis kann genutzt werden, wenn das KGV keine klare Aussage gibt. Beispielsweise werden bei Start-Ups meist in den ersten Jahren keine Gewinne erzielt. Hierfür kann man das KUV wählen und das Unternehmen hiermit bewerten. Auch wenn ein Unternehmen keine Gewinne durch Sonderbelastungen wie Investitionen macht, kann der Griff zum KUV sinnvoll sein.
Je niedriger das KUV ist, umso besser. Meist wird das KUV zur Bewertung von branchengleichen Unternehmen genutzt. Unternehmen die ein KUV von <1 aufweisen, gelten allgemein als günstig bewertet. Größer als 1,5 wird allgemein als teuer angesehen.
KCV (Kurs-Cashflow-Verhältnis)
Der Cashflow ist der Gewinn über einen bestimmten Zeitraum. Je niedriger das KCV umso besser.
Als Cashflow wird der Geldfluss eines Unternehmens bezeichnet. Er wird berechnet, indem man die Einnahmen minus die Ausgaben nimmt. Hier könnte man meinen, dass Cashlow gleich Gewinn ist. Das ist aber nicht der Fall. Denn der Cashflow wird auch als EBITDA bezeichnet, was vielen vielleicht bekannt vorkommen könnte. Das EBITDA bezeichnet die Gewinne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.
Einfach gesagt ist der Cashflow das Geld, was ein Unternehmen zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Verfügung hat (Liquidität). Deshalb nutzen viele Banken den Cashflow zur Bewertung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens.
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis)
Der Buchwert beschreibt den tatsächlichen Wert eines Unternehmens. Wenn das KBV einen Wert von 1 hat, ist das Unternehmen fair bewertet und der Aktienkurs entpricht der Realität. Ist der Wert größer als 1, ist die Aktie überbewertet und sehr beliebt. Ist der Wert unter 1 kann das auf eine schlechte Zukunft für das Unternehmen hindeuten. Hierbei kann es entweder ein Totalverlust oder ein idealer Zeitpunkt für den Einstieg sein.
Was ist sonst noch wichtig?
Mit den 4 K’s allein kann man eine Aktie nicht ordentlich analysieren. Es gibt noch weitere Kennzahlen, welche zur Analyse hinzugezogen werden sollten.
Marktkapitalisierung
Die Marktkapitalisierung gibt an, wie hoch der Börsenwert des jeweiligen Unternehmens ist. Mithilfe der Marktkapitalisierung ist es möglich, Unternehmen in drei Gruppen einzuteilen. Small Caps, Mid Caps und Large Caps. Also kleine, mittlere und große Unternehmen.
- Small Caps: bis 500 Mio. Euro
- Mid Caps: 500 Mio bis 2 Mrd. Euro
- Large Caps: ab 2 Mrd. Euro
Large Caps sind die Big Player eines jeweiligen Landes. Hierzulande also beispielsweise Adidas, BMW oder Allianz.
Large Caps sind gegenüber Wirtschaftskrisen nicht so anfällig wie Mid- oder Small Caps, fahren sich allerdings in ihrem Geschäftsmodell oft fest, sodass sie nur noch wenige bis keine Innovationen bieten. Aus diesem Grund kann ein Investment in Mid- bzw. Small Caps oft profitabler sein als in Large Caps.
Streubesitz
Auch bekannt als Free-Float. Gibt an wie viele Aktien sich gerade im freien Umlauf befinden, also wie viele Aktien gerade nicht von irgendjemand gehalten werden. Wenn der Streubesitz also 100% beträgt, dann hält niemand eine Aktie und alle Aktien sind an der Börse verfügbar.
Vorteil von einem hohen Streubesitz ist die geringe Anfälligkeit auf Kursschwankungen. Aktien mit niedrigem Free-Float werden deshalb oft von sogenannten Short-Sellern missbraucht. Als Short-Seller wird eine Person bezeichnet, welche auf fallende Kurse setzt. (Short = fallende Kurse, Long = steigende Kurse)
Gewinn
Oft wird in Finanzberichten das sogenannte EBITDA angegeben. Man könnte im ersten Moment meinen, dass das EBITDA der Gewinn ist. Das stimmt teilweise. Es ist der Gewinn vor Abzug von Steuern, Zinsen und Abschreibungen, also dem Wertverlust von Sachanlagen (Maschinen, Autos…) und immateriellen Gütern (gegenstandslos, beispielsweise Dienstleistungen, Versicherungen usw.).
Zieht man vom EBITDA die Abschreibungen ab, erhält man das EBIT. Hier sind jetzt nur noch Steuern und Zinsen inkludiert. Zieht man diese ebenfalls ab, kommt man auf den reinen Gewinn.
Gewinnwachstum
PEG ist englisch und bedeutet price/earnings to growth ratio.
Das Gewinnwachstum gibt an, wie stark die Gewinne innerhalb eines Jahres gestiegen sind.
Beispiel: Ein Unternehmen hat ein KGV von 10 und Analysten erwarten ein Gewinnwachstum von 20%, dann hat das PEG einen Wert von 0,5. Bedeutet, die Aktie ist unterbewertet und sollte bei Erreichen des fairen Wertes seinen Kurs verdoppeln.
Man sollte allerdings stets beachten, dass junge Unternehmen und Start-Ups oft in der Anfangsphase ein hohes Gewinnwachstum aufweisen, was aber in den folgenden Jahren immer mehr abflacht.
Aus diesem Grund sollte man immer prüfen, in welcher Phase sich das Unternehmen gerade befindet.
Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote gibt an, wie viel Eigenkapital ein Unternehmen im Bezug auf das Gesamtkapital hat.
So haben beispielsweise Unternehmen, welche eine Eigenkapitalquote von 100% haben, keine Schulden bei Banken oder anderen Gläubigern.
Wenn die Eigenkapitalqote jährlich steigt, ist das ein Hinweis darauf, dass sich das Geschäft lohnt und profitabel ist. Das Unternehmen wird Jahr für Jahr unabhängiger von Banken und Gläubigern.
Wenn ein Unternehmen also jedes Jahr eine kleinere Eigenkapitalqote aufweist, sollte man dieses genau unter die Lupe nehmen, denn es kann darauf hinweisen, dass sich das Geschäft nicht lohnt und das Unternehmen Schulden macht.
Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrendite ist sozusagen die „Verzinsung“ des Eigenkapitals. Je höher dieser Wert, umso besser. Allerdings kann die Eigenkapitalrendite beeinflusst werden, beispielsweise wenn Fremdkapital aufgenommen wird.
Wenn beispielsweise 1.000.000€ durch die Ausgabe von Aktien erwirtschaftet wurde und das Unternehmen einen Gewinn von 200.000€ einfährt, ergibt das eine Eigenkapitalrendite von 5%.
Fazit
Das waren die wichtigsten Kennzahlen für die Aktienanalyse. Fehlen noch Kennzahlen? Schreib es mir unten in die Kommentare.